Americana ist der Sammelbegriff für besonders ikonische kulturelle Schöpfungen der Gesellschaft der USA; einige sind nur verblasste Vorstellungen typi- scher amerikanischer Kultursymbole. Die Route 66, Coca-Cola, Levi’s-Jeans und Apfelkuchen, um nur eini- ge zu nennen, haben alle den typisch ‚amerikanischen Charme‘. Auch der Diner gehört dazu. Heute nimmt er seinen verdienten Platz im amerikanischen Hinterland ein und wird noch Generationen im Gedächtnis bleiben.
Der Diner war schon immer ein Zufluchtsort, ein öffentlicher und zugleich privater Raum, irgendwo zwischen Zuhause und Restaurant. Die Verheißung einer höheren Stufe auf der sozialen Leiter, ein Ort, an dem die Arbeiterklasse Respekt erfährt, ein beliebter Treffpunkt für Schulkinder und ein erschwingliches Essenserlebnis für Familien. Der Diner lockerte die sozialen Grenzen in einer Zeit, in der auswärts essen ein Privileg für wenige war.
Ozeris Gemälde haben stets einen klassischen Un- terton – in Americana fügt er aber ergänzend aktuelle Details ein, die sich für immer in unser kollektives Gedächt- nis eingebrannt haben. Americana ist damit gleichzeitig zeitlos und zeitbezogen. Die subtilen Implikationen von COVID-19 reichen von einer Kellnerin mit Mundschutz über eine Körpertemperaturkontrolle im Eingangs-
16 bereich bis hin zu einem Schild mit der Aufschrift „bare-
ly there“ im Fenster, das die Gäste zum Durchhalten und dazu auffordert, Maske zu tragen. Ozeri stellt das Neue dem Alten gegenüber, was diese Serie vielschichtig und komplex macht. Er bleibt seinem malerischen Ansatz treu und kombiniert scharfe, detaillierte Pinselstriche mit abstrakten Elementen. Erleuchtet von eindringlichen Bildern vergangener Architektur und Interieurs, erwachen seine Gemälde zum Leben, indem sie den Raum zwischen dem Gegenständlichen und dem Abstrakten einfangen.
Diese Serie steht für mehr als die offensichtliche Symbo- lik: Sie verkörpert auf vielen Ebenen den amerikanischen Traum. Wie der Historiker James Truslow Adams sagt: „Der amerikanische Traum ist ein nationales Ethos der Vereinigten Staaten; eine Reihe von Idealen, in denen Freiheit und harte Arbeit Wohlstand und Erfolg sowie den sozialen Aufstieg für Familien und Kinder in einer Ge- sellschaft ohne Barrieren ermöglichen.“ Hier schließt sich für Ozeri der Kreis, denn auch er ist 1991 mit seiner Fami- lie nach New York eingewandert, in der Hoffnung, genau das zu erreichen.
Americana befasst sich mit den Themen Vergangenheit und Gegenwart in der amerikanischen Symbolik und erforscht das Konzept des amerikanischen Traums von heute. Die Serie ermöglicht es dem Künstler, Identität und Intimität vor einem sich wandelnden kulturellen Hintergrund zu erkunden.