Robert Longo wurde 1953 in Brooklyn, New York City, geboren. Der Künstler ist in den verschiedensten Medien tätig: als Maler, Zeichner, Bildhauer, Fotograf und sogar als Regisseur von Musikvideos. Ab 1971 nimmt Robert Longo Kunstunterricht bei der Bildhauerin Leonda Finke, bevor er 1972 mittels eines Stipendiums nach Florenz reist, um an der Accademia di Belle Arti Kunstgeschichte und Restauration zu studieren. Zurück in New York immatrikuliert sich Robert Longo an der Art School des Buffalo State College und schließt 1975 mit dem Bachelor of Fine Arts ab. Ganz ein Kind seiner Zeit, ist er geprägt von den 70er Jahren, den Umbrüchen, Krisen, technischen Errungenschaften, Film und Musik, von Werbeikonen, Happenings und Performance Kunst. Die Fülle dieser Eindrücke und die auf ihn einstürzende Bilderflut verarbeitet er in seinen Werken. Dabei spiegeln diese häufig einen Kontrast wider, zwischen Bewegung und Tempo auf der einen Seite, Stille auf der anderen.

 

„Men in the Cities“, eine seiner bekanntesten Serien, macht eben diesen Kontrast deutlich: Männer und Frauen, die wie in Trance tanzen, teilweise zu fallen scheinen, gleichzeitig jedoch ganz ähnlich einem Filmstill erstarrt, mitten in der Bewegung eingefroren sind. Seine eigenen Fotografien dienen ihm als Vorlage für seine oft großformatigen, dennoch durch beeindruckende Detailgenauigkeit gekennzeichneten Kohlezeichnungen, die er regelmäßig auch als Grafiken umsetzt.
Nicht nur Menschen, sondern ebenso vergängliche Motive aus der Natur hält Longo in seinen Werken fest. Ein herausragendes Beispiel sind die Riesenwellen aus der Serie „Monsters“. Wellen, die in der Realität nur den Bruchteil einer Sekunde andauern und hier in Kohle, einem Material, das ewig braucht, um zu entstehen und wieder zu vergehen, eingefangen sind.

 

Seine großformatigen Arbeiten zeichnen sich nicht nur durch inhaltliche, sondern auch formale Kontraste aus, die ein Abdriften ins rein Dekorative verhindern. Gestochen scharf heben sich einzelne Details ab, seine Bilder überzeugen durch gelungene Umsetzung des Materiellen, Haptischen und machen sie so Fotografien zum Verwechseln ähnlich – ein Zeugnis der dahinterstehenden handwerklichen Perfektion.

 

Der als einer der bedeutendsten Grafiker der Gegenwart geltende Künstler bleibt zwei Aspekten seines Schaffens stets treu: Den Arbeiten in Schwarzweiß – seiner Ansicht nach die beste Möglichkeit, Wahrheit im Bild zu transportieren – und seinem bevorzugten Medium, der Kohlezeichnung.