Die Geschichte der Galerie Edition Raphael ist untrennbar mit der Geschichte ihres Gründers, Petru Petrov, verbunden.
Mein Vater, 1932 in der nord-rumänischen Stadt Bacau geboren, immigrierte gemeinsam mit meiner Mutter im Jahr 1970 nach Deutschland. In seinem damaligen ersten beruflichen Leben war er Opernsänger und zunächst Mitglied im Ensemble der Darmstädter Oper. Die Musik hat ihn seit seiner frühen Kindheit geprägt und mit Sicherheit sein ästhetisches Empfinden auch im Hinblick auf die bildende Kunst entsprechend beeinflusst. Ende der 1970er Jahre neigte sich seine Gesangskarriere dank der Zigaretten ihrem unwiderruflichen Ende zu…
Es war eine zufällige Bekanntschaft mit dem ebenfalls aus Rumänien stammenden Maler Horia Damian, der ihm den Impuls gab, das Abenteuer Galerie zu wagen. Damian gab meinem damals ziemlich niedergeschlagenen Vater den Rat: „Wenn Du nicht weißt, was Du jetzt nach deiner Gesangskarriere anfangen sollst, such‘ nach passenden Räumen und organisier‘ eine Ausstellung meiner Arbeiten“.
Mein Vater war schon immer ein Mann der Tat gewesen und ließ sich nicht zwei Mal bitten. So eröffnete er am 3. April 1981 seine erste Galerie im Frankfurter Westend (Feldbergstraße 2) mit einer Ausstellung Horia Damians. Im Jahre 1983 sollte dann die Eröffnung der heutigen Räumlichkeiten in der Domstraße 6 folgen.
Aufgrund der in seiner Generation von Einwanderern typischen Hemmung, seine Wurzeln der deutschen Bevölkerung mit einem ausländisch klingenden Firmennamen auf die Nase zu binden, wählte er den neutraleren Namen seines damals zweijährigen Sohnes Raphael als Namen für seine Galerie. Später hat er stets gesagt: „Ich habe den Namen meines Sohnes gewählt, in der Hoffnung er möge mir Glück bringen…“
Das hat er dann auch.
Nach nunmehr fast 40 Jahren blicken wir auf Folgendes zurück:
Über 220 Themen- sowie Einzelausstellungen mit Druckgraphik der relevantesten Künstler von der klassischen Moderne bis heute. Darunter z.B.: Francis Bacon, Georges Braque, Marc Chagall, Max Ernst, Alberto Giacometti, Robert Longo, Henri Matisse, Joan Miró, Takashi Murakami, Pablo Picasso, Antoni Tàpies, Manolo Valdés, Zhang Xiaogang um nur einige zu nennen.
Außerdem im Bereich der Unikatskunst (Malerei, Skulptur, Photographie): James Coignard, Horia Damian, Giovanni Frangi, Vladimir Kazan, Peter Klasen, Bengt Lindström, Eric Liot, Max Papart, Andrej Pirrwitz und Bernard Pras.
Das Verlegen von über 100 Einzelblättern oder Mappenwerken der Künstler der Galerie wie z.B. Shoichi Hasegawa, Denis Jully, James Coignard, Max Papart, Pierre-Marie Brisson.
Das Verlegen von unzähligen Katalogen, Monographien sowie Prospekten und Broschüren über die von uns vertretenen Künstler.
Die Teilnahme an internationalen Kunstmessen rund um den Globus, wie z.B. Art Paris, St‘Art (Straßburg), LineArt (Gent), Art Karlsruhe, die Frankfurter Buchmesse, Arte Fiera Bologna, Art Toronto, Art Miami, Palm Beach Modern and Contemporary, Cologne Fine Art, Art New York.
Schließlich und vor allem aber die schiere Freude und Befriedigung am Vermitteln des „Wahren, Schönen, Guten“, um als in Frankfurt geborener Junge mit den Worten Goethes zu sprechen.
Mein Vater hat sich in seinen letzten Lebensjahren immer mehr aus dem operativen Geschäft der Galerie zurückgezogen und mir die Leitung übertragen. Er stand mir jedoch jederzeit mit seiner Erfahrung und seinem Rat zur Seite und dafür bin ich ihm unendlich dankbar.
Petru Petrov stand als Charakter sinnbildlich für die ersten 30 Jahre der Galerie: Stark, Strebsam, Einnehmend, und Optimistisch.
Ich hoffe den kommenden 30 Jahren ähnlich positive Adjektive aufdrücken zu können. Leider ist mein Vater am 15. September 2011 verstorben. Mein Wirken in der Galerie ist ihm gewidmet.
Raphael Petrov